Alt-Erlaa, Wien

Bezüglich des Abschlusses meiner Masterarbeit war ich vergangenen Mai in Wien, um mir dieses Bauwerk von Harry Glück in Natur anzuschauen.

Ein paar Eindrücke und interessante Fakten dazu möchte ich gern mit euch im folgenden Beitrag teilen. 

Entstanden in den Jahren 1973 – 1985 sind die 3.200 Wohnungen im Zuge eines genossenschaftliches Projekt der Gesiba in Wien. Das Konzept von Harry Glück (1925-2016) folgt dem des „gestapelten Einfamilienhauses“ in Form von Terrassenwohnungen. Dadurch entstehen die 22 bzw. 26 vollgeschossigen Hochhäuser mit Dachschwimmbädern und gemeinschaftlich genutzten Terrassen.

Trotz kontroverser Diskussionen Anfang der 70er Jahre über das Vorzeigeprojekt

einer funktionierenden Satellitenstadt, die von einer „maßlosen Übersteigerung

städtebaulicher Wohn-Monokulturen, deren Nachteile hinlänglich bekannt sind“

gepr.gt ist, schneidet das Projekt bei den Zufriedenheitsumfragen der Bewohner

stets hervorragend ab.

Harry Glück sagte in einem TV-Interview 1975: „Trotz der in Wien verankerten

Tradition der Gemeindebauten: Die liebste Wohnform ist das Einfamilienhaus,

mit eigenen Grünflächen, frei gestaltbar – und für viele unerschwinglich. Wir

haben daher hier (Alt Erlaa) eine Wohnform zu realisieren versucht, die in etwa

dem gestapelten Einfamilienhaus entspricht. Das heißt: jede Wohnung hat einen

der Wohnung zugehörigen Freiraum. Und von dieser Terrasse aus geht der Blick

auf den großen, bepflanzten Gartenhof. Wir bieten den Leuten also sehr viel von

den Charakteristika, die das Einfamilienhaus aufweist.“

 

Ich habe natürlich vor dem Ausflug einiges über das Projekt recherchiert und kannte mich recht gut aus, aber dann selbst davor zu stehen, hat mich erstmal die volle Größe dieses Projektes realisieren lassen. Ohne den Plan, den ich vom Infopoint erhalten hatte, hätte ich mich in dem riesigen Park wohl verlaufen. 

Die Blöcke sind in den Erdgeschosszonen recht durchlässig konzipiert, also hinten raus gelangt man wieder in den Grünraum Bereich, der zwischen den 3 Zeilen liegt. Wenn man jedoch nicht bei den Ein- und Ausgänge aufpasst, dann kann die Monotonie der Gebäude und deren Ähnlichkeit den Orientierungssinn ganz schön durcheinanderbringen. Bewohner mögen dies im Laufe der Zeit bestimmt anders sehen :) 

In Bezug auf Komfort scheint Alt-Erlaa ein rechter Luxus zu sein: fast jedes der einzelnen Hochhäuser hat einen Pool auf dem Dach (zur damaligen Zeit als Löschwasser in Brandsituationen konzipiert), in den unteren Bereichen der Hochhäuser befinden sich Hallenschwimmbäder, Freizeiträume, Indoor-Spielplätze und vieles mehr. 

Ebenso gibt es eine eigene Kirche, Kindergärten und Schulen, Außenspielplätze umgeben von einem gewaltigen Park. 

Aus dem umstrittenen anonymen Massenquartier, der „Stadt in der Stadt“, ist ein gefeiertes und wegweisenden Modell in den Architekturkreisen und scheint ganz nach dem Motto „Das größtmögliche Glück für die größtmöglichen Zahl“ von Harry Glück zu sein. 

Auch wenn es meiner Meinung nach durchaus als eine „Stadt in der Stadt“ bezeichnet werden kann, aufgrund ihrer Größe und der vorhandenen Versorgungsstruktur, ist es ein toller Versuch das Thema des sozialen Wohnbaus und dessen Bedarf vieler Wohnungen in gebauter Architektur umzusetzen. 

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